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Universität und Co KG

14. März 2010

Nachdem „bIdlunsgökonomsierung“ mit den Studierendenprotesten im Wortschatz-Ranking wieder weiter oben gelandet ist – hier ein paar HIntergründe zum Thema.

Was heißt Bildungsökonomisierung?
Dieser Prozess beinhaltet viele Aspekte: die Einführung von Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und das Verständnis von Bildung im öffentlichen Diskurs sind nur einige davon.

Privatisierug ist nicht gleich Privatisierung

Ökonomisierung als weit gefasster Begriff wird – gerade wenn es um den öffentlichen Bereich geht – immer wieder in einem Atemzug mit Privatisierung genannt. Allerdings bedeutet Privatisierung im Bildungsbereich nicht nur die bloße Öffnung des Marktzugangs. Allessandro Pellizzari schreibt in seinem Text über New Public Management an den Universitäten über drei Arten der Privatisierung, die auseinander gehalten werden müssen: Staatskapitalprivatisierung, also die Überführung öffentlicher Institutionen in private Hände, Aufgabenprivatisierung, die marktwirtschaftlichen AnbieterInnen den Zugang zu Bildungsinstitutionen ermöglicht (z.B: externen Reinigungsfirmen oder NahrungsversorgerInnen) und Staatsprivatisierung: die Einführung betriebswirtschaftlicher Umgangsformen in Bildungsinstitutionen – und das ohne Änderung der Eigentumsverhältnisse.

Marktanpassung durch interne Reorganisation

Bildungseinrichtungen werden nach dem Vorbild eines Wirtschaftsbetriebes organisiert, eine Reorganisation der Universitätsverwaltung folgt Managementkriterien.
Für Österreich ist es das Universitätsgesetz 2002 (UG02), das den Universitäten mittels Autonomie ermöglicht, ihre Binnenstruktur marktwirtschaftlichen Kriterien anzupassen. Leistungs- und Zielvereinbarungen sollen Output-orientierte Arbeit ermöglichen, die Organisationspläne schaffen hierarchische Strukturen – studentische Mitbestimmung wird als hinderlich angesehen und deshalb möglichst gering gehalten.
Diese Form des New Public Management verweist auf zwei wesentliche Mechanismen von Bidlungsökonomisierung: Staatliche Mittel werden gesenkt und den chronisch unterfinanzierten Universitäten bleibt augenscheinlich keine andere Möglichkeit, als auf private AnbieterInnen zurückzugreifen und andere Maßnahmen einzuleiten. Als zweiter Schritt, so Pelizzari, „müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, Bildungsangebote überhaupt erst rentabel verwertbar zu machen. Dafür müssen Studierende in ‚KundInnen’, Bildung als formaler und sozialer Rechtsanspruch in Ware umgewandelt werden.“ Im öffentlichen Verständnis heißt das dann unter anderem soviel wie: „Was nichts kostet, ist nichts wert“.
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Bildung als Ware

Anstatt Bildung als Selbstermächtigung und Mittel zur Emanzipation, als umfassenden Prozess zu sehen, gilt es, die (universitäre) (Aus-)Bildung als optimale Verwertung der Humanressourcen zu sehen. Vor allem seit den 90er Jahren wird Bildung immer mehr in Verwertungszusammenhänge einbezogen, beispielsweise durch die „Bildungsinitiativen“ neoliberaler Think-Tanks wie McKinsey&Company oder CHE – das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung (vgl: Armin Bernhard: Bildung als Ware. Biopiraterie in der Bildung und ihr gesellschaftlicher Preis). Der Soziologe Wolf Lepenies auf einem Kongress von McKinsey and;Company dazu (zit. nach Bernhard): „Wir müssen Bildung nicht länger nur als Sozialleistung, sondern als eine wirtschaftliche Investition ansehen (…) Unsere Ausnutzung des Humankapitals ist suboptimal.“
Bildung wird somit – im öffentlichen Diskurs und im verbreiteten Verständnis des Begriffs und des Prozesses – auf mehreren Ebenen zur Ware: Studierende werden einerseits zu KonsumentInnen von Bildungsleistungen und sie investieren, z.B durch Studiengebühren in die Dienstleistung Bildung. Durch diese Investition in das Humankapital erhöht sich der Wert des Produkts „StudentIn“. Was bedeutet das aber für inhaltliche Zusammenhänge, wenn sich Studierende durch Investition und erwartete Output-Maximierung in diesen Verwertbarkeitskontext begeben? Die Überlegungen zur Studienwahl beispielsweise werden durch diese Mechanismen an die Arbeitsmarktkompatibilität gekoppelt – und daran orientieren sich Universitäten, was durch Organisations- und geplante Lehrpläne sichtbar wird.