Archive for the ‘Uni’ Category

Potemkinsche Messestände

29. September 2010

Ich könnt mich so aufregen. Die Uni Wien veranstaltet zu Semesterbeginn die Uni-Leben-Messe: Standl’n in der Uni sollen einen Überblick über Service- und Dienstleistungen bieten. Auf den ersten Blick wirkt das ganz nett: KooperationspartnerInnen wie Tele.Ring und PizzaMann, die den Studierenden (wobei auch immer) helfen sollen.
Die Aktion ist aber Teil einer Reihe von vielen Pseudo-Service-Angeboten die die Uni Wien veranstaltet um ihre Service-Schwäche zu verschleiern und nebenbei die ÖH zu untergraben.

Erstens war es die ÖH Uni Wien, die 2007 erstmals so eine Semesterstart-Messe veranstaltete: Und zwar trotz den Steinen, die die Uni überall in den Weg gelegt hatte. Aulareservierung im Hauptgebäude für so eine Messe? Schwierig, wegen der Brandschutzbestimmungen. Räume für Workshops? Fast unmöglich, weil ja Semsterbeginn ist und da überall Prüfungen sind (mhm). Nachdem die Semesterstart@Aula ein paar Jahre erfolgreich war und die Studierenden sich Sozialberatung und Infos über die ÖH holen konnten sowie sich vor Ort bei der Krankenkassa melden konnten dachte sich sie Uni offenbar hmmm. gute Idee.

Wer jetzt erwartet, die Uni hat nun endlich verstanden, dass sie gut daran tut, die ÖH zu unterstützen und ihr alles zu ermöglichen was sie für eine gute Semesterstart-Messe braucht, liegt falsch. Die Uni hat lieber selbst eine solche Messe aus dem Boden gestampft, deren Lichtblick die psychologische Studierendenberatung ist. Sonst finden sich auf der Liste der KooperationspartnerInnen zum Beispiel Holmes Place und Niedermayer. Dass die Uni einlädt wen sie will lässt sich ja noch argumentieren, und einige (AK-Bibliothek, Referat für Frauenförderung) sind auch tatsächlich sinnvoll, aber die Art und Weise und die Energie die die Uni in die Platzierung von Standard und Presse in der Uni statt vor der Uni steckt, ist mir rätselhaft. Weil – und das ist zweitens – die Uni so viele Probleme im Umgang mit Studierenden hat, dass es lächerlich ist, die eigene Bürokratie und das fehlende Service für Studierende durch externe „DienstleisterInnen“ nicht mal auszumerzen sondern nur zu kaschieren versucht. Dass man/frau mit dem Papier-Studi-Ausweis, der Bibliotheks-Bürokratie oder den Studienabschluss-Wegen von Studierenden anderer Unis ausgelacht wird, ist der Uni Wien-Verwaltung da weniger wichtig wie die „Kooperation“ mit PizzaMann.

So genug aufgeregt. Jetzt bin ich bereit für eine ruhige Diskussion über das Thema.

Den Passierschein A38, bitte!

21. September 2010

Zugegeben, das Asterix-Zitat des Passierscheins A38 hat schon einen gewissen Bart. Für mich jedenfalls.
Für die Uni offenbar nicht: Heute musste ich mein Diplomarbeitsthema einreichen: „Das Formular bitte doch in dreifacher Ausführung.“ Gut, leider kann man/frau am Germanistik-Institut nur mit Facultas-Kopierkarte ausdrucken. In der Fachbibliothek gibt’s aber nur Best-Copy-Kopierkarten. Ok, ich druck’s am NIG aus, nachdem ich dort eine Kopierkarte (mit dem tollen Kopier-Pickerl der ÖH Uni Wien übrigens) gekauft hab. Leider funktioniert dort der Drucker nicht. Wieder zurück auf die Germanistik für die erneuten Unterschriften vom Betreuer. (Das alles in furchtbarer Eile, um das Studien-Service-Center am Campus noch zu erwischen). Wieder zum Studienprogrammleiter – leider ist da die Tür zu: Die Sprechstunde wird wegen einer (offenbar ganz unerwarteteten?!?!) Diplomprüfung eine Stunde nach hinten verschoben. Eine Stunde später (das Studien-Service-Center hat inzwischen zu, wer erwartet denn auch unter der Woche länger als drei Stunden an zwei Tagen offene Türen). Vor dem Studienprogrammleiter-Zimmer warten inzwischen gezählte 12 Leute.

Eine dreivierte Stunde später:
Ich: „Ich brauche bitte ihre Unterschrift“.
Studienprogrammleiter unterschreibt.
Ich: „Und bitte den Stempel über der Unterschrift“.
Studienprogrammleiter (neben ihm liegt der Stempel): „Das sollen die vom Studienservice-Center machen.“

Das Studienservice-Center hat leider schon zu. Und die Wartefrist auf die Bearbeitung beträgt sechs Wochen.

Und ich dreh gleich durch.

Wie weiter mit den Hochschulen?

2. Februar 2010

Ende Dezember wurde das Audimax in Wien geräumt, die Debatte um die Hochschulen in Österreich ist aber weiterhin am Kochen. Noch Ende des Jahres 2009 wurde der Hochschuldialog initiiert. Was aber passiert in diesem Dialog? Wer spricht mit wem? Und was wird am Ende stehen?

Für’s PROGRESS, das Magazin der Österreichischen HochschülerInnenschaft hab ich das alles mal zusammengefasst.

Die österreichweiten Proteste ließen den ganzen Herbst über die Wogen in der Hochschuldebatte hochgehen. Durch die Masse der Studierenden, die sich das Versagen der österreichischen Bildungspolitik nicht länger gefallen lassen wollten, kamen Universitäten und Politik in Zugzwang. Die Rektorate der besetzten Unis mussten mit den Studierenden verhandeln und Lösungen finden. An einigen Universitäten gibt es nun eigene Vernetzungsräume für Studierende, die Forderungen der Studierenden mussten beachtet werden.
Aber nicht nur die Universitäten wurden zum Handeln gezwungen. Auch die Bundesregierung musste reagieren: Erster Schritt war die Auflösung der MinisterInnenreserve, 35 Millionen Euro für die Hochschulen – bei genauerem Blick auf die Misere der Unis und nach Einschätzung der Österreichischen HochschülerInnenschaft nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Proteste gingen unbeirrt weiter und Noch-Wissenschaftsminister Hahn kam immer mehr ins Straucheln und rief für 25. November 2009 den Dialog Hochschulpartnerschaft (kurz: Hochschuldialog) aus. Im November und Dezember sollte ein Prozess gestartet werden, der in „Empfehlungen“ an die Regierung mündet und laut Auskunft des Ministeriums schon „seit dem Sommer“ im Zuge des Hochschulplans vorgesehen war.

Was bisher geschah. Am 25. November 2009 setzte das Ministerium den Startschuss für den Hochschuldialog und lud alle PartnerInnen zum ersten Treffen, bei dem – nach einem Vorbereitungsworkshop – über die Aufteilung der Themen diskutiert wurde. Seit Dezember wird in fünf so genannten Arbeitsforen gearbeitet. Eingeladen sind alle, die das Ministerium als HochschulpartnerInnen sieht. Das sind beispielsweise das Bildungsministerium, die Parteien, die Österreichische HochschülerInnenschaft, die Protestbewegung und die SozialpartnerInnen. Die HochschulpartnerInnen sollen in den Arbeitsforen Empfehlungen erarbeiten. Die Studierenden fordern eine Öffnung des Dialogs für alle Studierenden und Beteiligten – der Livestream konnte bereits für einige Arbeitsforen erkämpft werden.

Große Erwartungen? Die Anforderungen an den Hochschuldialog sind hoch – alle Partner-Innen erwarten sich Ergebnisse in ihrem Sinne. Für die VertreterInnen der Studierenden ist klar: Es braucht Verbesserungen an den Hochschulen. „Die Forderungen der StudentInnen müssen in der Umsetzung der offenen und demokratischen Hochschulen münden“, heißt es in einer Meldung der Österreichischen HochschülerInnenschaft. Die Empfehlungen, die am Ende des Dialogs stehen sollen, sieht die ÖH vorerst kritisch. Eva Maltschnig, ÖH-Generalsekretärin, meint dazu: „Wir erwarten uns vom Hochschuldialog mehr als Absichtserklärungen und Manuskripte, die in Schubladen verschwinden. Die Regierung ist aufgefordert, mehr Ernsthaftigkeit für das Thema zu entwickeln – sie muss die Ergebnisse einer parlamentarischen Behandlung zuführen!“.
Das Ministerium bleibt sowohl in der Beschreibung auf der Homepage als auch auf direkte Nachfrage des PROGRESS unverbindlich: „Wir erwarten uns eine faktenorientierte Diskussion, alle Partner sollen mitgestalten können“, gibt das Büro Johannes Hahns bekannt. (Anm. d. V.: zur Zeit der Verfassung des Artikels ist noch nicht bekannt, wer neueR MinisterIn wird.)
Die PartnerInnen im Hochschuldialog haben ihre Standpunkte gleich rund um den ersten Termin am 25. November klargestellt. So steht die Bundesarbeitskammer (BAK) für „mehr und nicht weniger Uni-AbsolventInnen“ und den Ausbau der Fachhochschulen, die Rektoren wollen nicht in ihrer Autonomie beschnitten werden und wenn möglich selbst über Zugangsregelungen entscheiden. Was das für die Studierenden bedeutet ist nicht ganz klar, aber – so die Einschätzung von StudierendenvertreterInnen – gefährlich, macht doch die Wirtschaftsuniversität beispielsweise keinen Hehl daraus, am liebsten die gesamte Uni beschränken und Unmengen an Menschen dadurch ein Studium verwehren zu wollen. Der Kampf gegen Zugangsbeschränkungen an den Unis und für bessere Studienbedingungen geht für die Studierenden also auch im Hochschuldialog weiter.

Den Hochschulsektor bearbeiten. Im Arbeitsforum Gesellschaftlicher Auftrag des tertiären Sektors soll es um den Bildungsbegriff, Aufgaben der Hochschulen, Bildung/Ausbildung, Hochschulen und Standortwettbewerb/Arbeitsmarkt sowie Gender- und Diversitymanagement gehen. Das Arbeitsforum Koordinierte Entwicklung des tertiären Sektors soll sich unter anderem mit der demokratischen Mitbestimmung an den Hochschulen befassen: Ein Thema, das für die Studierenden längst überfällig ist. Mit dem Universitätsgesetz 2002 wurde die Mitbestimmung der Studierenden massiv beschnitten – die Österreichische HochschülerInnenschaft kämpft seitdem für den Wieder-Ausbau der Mitbestimmung an den Hochschulen. Die Studierenden-Mitbestimmung an den Fachhochschulen lässt für FH-VertreterInnen auch noch zu wünschen übrig – und die Proteste zeigen: die Studierenden wollen mitbestimmen und nicht nur wie BildungskonsumentInnen behandelt werden. Das Arbeitsforum Bologna und Studienstruktur soll unter anderem die Ausgestaltung der Lehre bearbeiten. Im Arbeitsforum Studienwahl und Hochschulzugang soll es um die Optimierung der Nahtstelle mit dem Schulbereich und Vorlaufprozessen im Schulbereich, Studienberatung und -information, Zugangsregeln, soziale Durchlässigkeit, soziale Absicherung von Studierenden und Drop-Out gehen. Themengebiete die sich in zwei Halbtagen und einem ganzen Tag vermutlich schwer abarbeiten lassen, so die Einschätzung einiger TeilnehmerInnen. Mit der Frage, woher das Geld kommen soll, über dessen Vermehrung sich alle einig zu sein scheinen, befasst sich das Arbeitsforum Ressourcen und Finanzierung von Lehre und Forschung.

Der kleinste gemeinsame Nenner. Worauf sich aber scheinbar alle PartnerInnen als Ziel einigen können ist die finanzielle Ausstattung der Universitäten. „Hinsichtlich der Uni-Finanzierung müssen keine Ergebnisse abgewartet werden, hier besteht bereits ein Konsens unter allen Beteiligten. Die von der ÖH und vielen anderen geforderten zwei Prozent des BIP für die Hochschulen bis 2015 müssen jetzt angegangen werden“, heißt es von der ÖH. Selbst die Vertretung der Rektoren, die Universitätenkonferenz, ist sich sicher: „Die erforderlichen Mittel sind beträchtlich, aber bei entsprechender Schwerpunktsetzung seitens der Politik ist ein solcher Wachstumskurs realisierbar.“
Wie das Geld aufgetrieben wird, bleibt freilich zu diskutieren – für viele der Beteiligten scheint die Einführung einer Vermögenssteuer unumgänglich.

Higher Education Reloaded. Und wie ist die Rolle der Studierenden im Hochschuldialog? In einem Kommentar schreibt Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid von den Studierenden als der betrogenen Generation – denn die PensionistInnen würden schneller erreichen was sie wollen und konkrete Ergebnisse zu Gesicht bekommen, wie das Plus von 1,5 Prozent im November. Im Gegensatz dazu würde die „junge Generation“ auf Empfehlungen vertröstet. „So wird bei Vertretern der jungen Generation das Gefühl verstärkt, dass sie zwar angehört, aber nicht gehört werden.“ Die Studierenden selbst wollen beim Dialog sinnvoll mitgestalten und nicht nur gehört werden.
Aber auch darüber hinaus sollen sich alle Studierenden an der Hochschuldebatte beteiligen können. Flankierend zum Hochschuldialog gibt es offene Veranstaltungen und die Möglichkeit, sich online zu beteiligen – die Diskussion soll allen möglich sein. Die ÖH organisiert außerdem einen offenen Kongress mit dem Titel Higher Education Reloaded: Von 19. – 21. Februar soll an der Technischen Universität Wien ein offener Diskussionsraum die Möglichkeit zu Debatte, Information und Austausch über den tertiären Hochschulbereich geben. Ziel ist die Vernetzung von Studierenden mit anderen PlayerInnen im Bildungsbereich.

Wachgeküsst? Durch die Besetzungen an Österreichs Unis, die Dauer und die Schlagkraft der Protestierenden wurde Österreich – zumindest für eine gewisse Zeitspanne – wachgerüttelt. Die Studierendenproteste haben zweifelsohne zu diesem Hochschuldialog geführt. Was am Ende des Dialogs stehen wird, scheint offen. Die Entscheidung über die Empfehlungen des Dialogs treffen aber Nationalrat und Regierung. Die Universitäten – und das ist Konsens unter den HochschulpartnerInnen – brauchen mehr Geld. Was die Studierenden brauchen sind konkrete, sichtbare und sinnvolle Veränderungen: Studienbedingungen, die fördern statt hindern, ausreichend Studienplätze und keine Knock-Out-Mechanismen. Die ÖH und die BesetzerInnen appellieren an die Bundesregierung, „nach dem jetzigen Weckruf nicht erneut in einen zehnjährigen Dornröschenschlaf in Sachen Bildungspolitik zu verfallen“. Denn, so ÖH-Generalsekretärin Eva Maltschnig: „Wenn die Politik glaubt, sie hätte den Widerstand ausgesessen, wird sie sich noch wundern. Als Dekoration für einen Diskussionsprozess, der am Ende bloß das Mascherl ‚die Studis waren ohnehin dabei‘ trägt, stehen wir nicht zur Verfügung.“

Die Top Ten der Ersatzhandlungen

4. Januar 2010

Ich sollte für die Uni arbeiten, ein Referat vorbereiten und eine Arbeit schreiben. Und mit dem Näherkommen der Deadline(s) steigt auch die Zahl der Ersatzhandlungen. Hier meine aktuellen Top Ten:

1. Bücher katalogisieren
2. Bücher umordnen
3. Entfernte Verwandte/Bekannte anrufen
4. gesunde (!) Sachen kochen
5. Endlich mal die Schuhe putzen
6. Sport machen
7. In die Luft schauen
8. Listen machen
9. viel über die Arbeit die getan werden soll reden
10. Bloggen

Eigentlich könnte ich mir noch ganz viele Gedanken über die Reihenfolge der Top Ten machen. Aber vielleicht sollte ich mich doch wieder an die Arbeit machen – oder doch lieber die Oma anrufen?

Frauenförderung im Universitätsgesetz?

22. November 2009

Das Universitätsgesetz 2002 wurde im Sommer novelliert: die 40-prozentige Frauenquote und die „Einrede der unrichtigen Zusammensetzung“ sind Schritte in die richtige Richtung– der Weg zu tatsächlicher Gleichberechtigung an den Unis scheint aber noch sehr weit.

Gedruckt ist dieser Text in der unique – der Zeitung der HochschülerInnenschaft an der Uni Wien zu lesen.

Mehr als 50 Prozent der Studierenden sind Frauen – je häher man/frau die Karriereleiter hinaufsieht, desto verzerrter ist das Bild: Nur etwa 30 Prozent der AssistentInnen sind Frauen und nur ca. 14 Prozent der ProfessorInnen. Eine Rektorin sucht man/frau nach dem Rücktritt der BOKU-Rektorin Ingela Bruner wieder vergeblich.

„Gläserne Decke“ und „Pay Gap“

Durch die Dominanz der männlich geprägten Normen kommt es zu einer über Strukturen „gemachten“ Benachteiligung von Frauen. Das Phänomen struktureller Benachteiligung wird „Gläserne Decke“ genannt. Es beschreibt, dass Frauen ab einem gewissen Zeitpunkt auf zwar unsichtbare, dennoch bruchsichere Barrieren stoßen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Soziologin Christiane Funke hat die gläserne Decke erforscht: Ihrer Ansicht nach „sorgen Stereotypisierungen und Homogenitätserwartungen bei der Einstellungs- und Beförderungspolitik in den karriererelevanten Netzwerken für Schließungsprozesse gegenüber Frauen.“
23 Prozent der Männer, die eine Hochschule oder eine ähnliche Ausbildung abgeschlossen haben, üben eine leitende Tätigkeit aus, nur 7 Prozent der Frauen ist dies möglich. Das Einkommensminus von Frauen gegenüber Männern bei den unter 30-jährigen beträgt knapp 20 Prozent bei den Altersgruppen von 30 bis 39 sind es bereits 32 Prozent. Gründe dafür sind Unterbrechung der Erwerbsarbeit wegen Kinderbetreuung, Schwierigkeiten beim beruflichen Wiedereinstieg und die ungleiche Bezahlung.Etablierte Männerseilschaften an den Unis – zum Beispiel der Cartellverband – schließen Frauen immer noch von einflussreichen Positionen im Forschungs-, Lehr- und Verwaltungsbetrieb aus. Auch das traditionelle Verständnis einer wissenschaftlichen Karriere orientiert sich am Werdegang eines Mannes. Unterbrechungen – wie beispielsweise eine Babypause – sind schlicht nicht eingeplant.

Step by Step?

Die Universität ist ein Männerverein: Überwiegend Männer sind in Forschung, Lehre und den Gremein aktiv – somit gestalten auch überwiegend Männer die Entscheidungen für die Zukunft der Unis – wie etwa Personalentscheidungen – mit. In den Diskussionen rund um die Novelle des UG02 war Frauenförderung in Form einer Quote wichtiges Thema – gesetzlicher Outcome ist die im UG02 verankerte 40-prozentige Frauenquote. Der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (§ 42) hat die Möglichkeit zur „Einrede der unrichtigen Zusammensetzung“ von Gremien bekommen. Ein Erfolg für die Vorkämpferinnen an den Unis?
Die Politikwissenschaftlerin Biljana Menkovic sieht das kritisch: „Wenn Frauen nicht oder in geringem Maße aktiv an der Umsetzung von Reformen beteiligt sind und als Akteurinnen auftreten, werden patriarchale Verhältnisse abermals reproduziert.“
Die Aufwertung des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen ist gut – besser wäre jedoch ein Gremium, dass sich mit der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts auseinandersetzt.
Das Geschlechterverhältnis muss in allen Bereichen der Universität ausgeglichen sein und dazu reichen 40 Prozent noch lange nicht.

Offener Brief an Uni-Senate

12. Oktober 2009

Heute habe ich mich mit einem offenen Brief an die Uni-Senate gewandt, da sie Zugangsbeschränkungen in Master- und PhD-Studien noch verhindern können:

Sehr geehrte Senatsvorsitzende und Senatsmitglieder,

Mit der Universitätsgesetznovelle im Juli 2009 wurden Zugangsbeschränkungen in Master- und allen PhD-Studien ermöglicht. Auch eine verschärfte Studieneingangsphase mit starken Sequenzierungen kann dadurch eingeführt
werden.

Die Entscheidungskompetenz, ob Zugangsbeschränkungen in den einzelnen Studien eingeführt werden, liegt bei den Senaten: Sie, als Stimmberechtigte in den Senaten, können Zugangsbeschränkungen verhindern. Der Verband sozialistischer StudentInnen fordert Sie deshalb auf, Ihre Stimme gegen noch mehr Ungerechtigkeit im Bildungssystem zu erheben und keine Zugangsbeschränkungen zu implementieren.

Zahlreiche Studien und wissenschaftliche Arbeiten bestätigen: Zugangsbeschränkungen wirken höchst sozial selektiv. Vor allem Studierenden aus bildungsfernen Schichten, arbeitenden Studierende und Frauen werden so Steine in den Weg gelegt. Wissenschaftsminister Hahn versucht durch das Verdrängen möglichst vieler Studierenden eine einfache vermeintliche Lösung für die finanzielle Misere der Unis zu erfinden und bezeichnet es als fatal dass über 80 Prozent der Studierenden planen, ein Master-Studium abzuschließen. Das Ziel einer
Universität muss aber sein, allen Studierenden, egal welcher Herkunft oder Geschlecht einen möglichst hohen Bildungsabschluss zu ermöglichen.

Auch im Bereich der Studieneingangsphase rufen verschiedene Stimmen nach möglichst harten Sequenzierungen, um gleich zu Beginn des Studiums Menschen aus der Uni zu drängen.

Die Senate können es den Studierenden in den Studienplänen allerdings ermöglichen, Stunden in die Studieneingangsphase vorzuziehen, damit keine Wartesemester, die zu Beihilfenverlusten führen, entstehen. Außerdem kann mit Senatsbeschlüssen gewährleistet werden, dass keine versteckten Knock-Out-Prüfungen in die Eingangsphasen eingebaut werden. Schließlich sollten Eingangsphasen zur Orientierung dienen und nicht zur Abschreckung benutzt werden.

Wir fordern alle Mitglieder auf, an diesem bildungspolitischen Wendepunkt nicht gegen die Studierenden zu stimmen und Zugangsbeschränkungen auf allen Ebenen zu verhindern und den Elite-Uni-Plan des Wissenschaftsministers zu vereiteln!

Sophie Wollner
VSStÖ Bundesvorsitzende

FUCK THE anmeldeSYSTEM…

7. Oktober 2009

…und das restliche Chaos zu Unibeginn.

Die Herausforderung meines ersten Unitags: ihn mir nicht von der kalten Dusche, dem Zuspätkommen, der vergessenen Nahrungsaufnahme, dem Kaffee auf der Hose und dem Anmeldesystem- bzw. KoVo-Failure vermiesen lassen. Ich hab sie gemeistert, bin aber gezeichnet.

Gut, für die ersten vier Dinge muss ich mich wohl selbst zur Rechenschaft ziehen – aber dieses online-Vorlesungsverzeichnis in Verbindung mit dem Uni-Wien-Anmeldesystem macht mir die Gute Miene nicht leicht. Zuerst mal das „einheitliche“ Anmeldesystem, auf das das Rektorat der Uni Wien so stolz ist: Die Einheitlichkeit besteht darin, dass es – anders als das Wort es vermuten ließe – ZWEI mögliche Anmeldesysteme (Präferenz- oder Punktevergabesystem) gibt, die sich die jeweiligen Studienprogrammleitungen aussuchen können. Zumindest kein First-Come-First-Serve-Prinzip mehr. Meine ersten Anmeldeversuche waren bestimmt durch Verwirrung und die Frage ob ich – nach nun doch schon *hüstel*Semestern – eigentlich richtig bin auf der Uni: Im Vorlesungsverzeichnis sind die Lehrveranstaltungen mit den Diplom-Codes ausgewiesen, im Anmeldesystem haben sie im ersten Schritt nur mehr die Bachelor Nummern. Gut – diese Herausforderung lässt sich überwinden, aber es war nur der erste von vielen Schritten.

Für alle die sich nun denken: „So schwierig ist das ja wohl wirklich nicht“ – das mag sein, für die meisten Studierenden; und ich habs schließlich auch geschafft. Aber wie stehts mit den Uni-Angehörigen? Bei vielen ist das „Web“ noch nicht in der Fremdwortliste aufgetaucht – oder sie starten ihre ersten Gehversuche zu Unibeginn. Das führt dann zu einem Hörsaal voller Studierenden die auf ihre Lehrende warten, einem Vorlesungsverzeichnis in dem drei LV-Beginn-Termine stehen und einem weiteren Tröpfchen im Fass meines Tags.

Wenn wir Studierende an der Web-Anmeldung scheitern heißts: „Das ist ja wohl die Grundvoraussetzung, um an einer Uni zu studieren“. Um dort zu lehren offenbar nicht.